Interview mit DocMorris

10.09.2025

In der Pharmalogistik spielt – ähnlich wie auch in der Lebensmittellogistik – die Kühlung der Produkte eine entscheidende Rolle. Worauf es dabei besonders ankommt, haben uns Yilmaz Akin, Director Logistics DE bei DocMorris N.V., und Sonja Thüllen, Chefapothekerin und Vorstandsmitglied bei DocMorris N.V., im Interview erklärt.

Redaktion: Können Sie kurz erläutern, was Kühllogistik im Pharmabereich bedeutet und warum sie eine so kritische Rolle spielt?

Yilmaz Akin: Kühllogistik im Pharmabereich bedeutet im Allgemeinen die temperaturgeführte Lagerung und den sachgemäßen Transport von temperaturkritischen Medikamenten. Es gibt zudem gesetzliche Vorgaben, die das Einhalten einer Mindesttemperatur für bestimmte Medikamente regeln.

Redaktion: Für verschiedene Produkte gelten unterschiedliche Anforderungen. Wie unterscheiden sich die Anforderungen in der Kühllogistik genau zwischen den unterschiedlichen Arzneimitteln?

Sonja Thüllen: Generell teilen wir die Medikamente in drei Kategorien ein.

1. besonders temperaturempfindliche Medikamente
2. bedingt temperaturempfindliche Medikamente
3. unempfindliche Medikamente

Besonders temperaturempfindliche Medikamente müssen bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad Celsius gelagert und transportiert werden. Solche Medikamente liefern wir in Kühltransportern eines externen Dienstleisters aus. Wir sprechen hier auch von einer aktiven Kühlung. Zudem werden Lagerung und Transporte in einem mehrstufigen System überwacht, um die Einhaltung der Kühlkette zu garantieren.

Die zweite Gruppe, also die „bedingt temperaturempfindlichen Medikamente“, müssen zwischen 15 und 25 Grad Celsius gelagert und transportiert werden. Hier setzen wir ein zweistufiges Überwachungssystem ein. Je nach Außentemperatur müssen wir diese Medikamente aktiv oder passiv kühlen. Eine passive Kühlung umfasst in dem Fall eine Kühlung mit Gelkissen und Isolierverpackungsmaterial. Ein bei uns digital angeschlossener Wetterdienst überwacht zudem die Außentemperatur.

Bei der dritten Gruppe, den „unempfindlichen Medikamente“, müssen in der Regel keine speziellen Kühlungsmaßnahmen eingehalten werden. Natürlich achten wir aber immer auf die Herstellerangaben.

Redaktion: Können Sie uns für alle drei Gruppen Beispiele nennen?

Sonja Thüllen: Zu der ersten Gruppe gehören beispielsweise Insulin, Impfstoffe und monoklonale Antikörper. Die zweite Gruppe umfasst beispielsweise Zäpfchen und in die dritte Gruppe fallen die meisten Arzneimittel. Zudem richten wir uns nach den jeweiligen Angaben der Hersteller.

Redaktion: Bei der Gewährleistung der Kühlkette ist das Verpackungsmaterial nicht unerheblich. Welche Verpackungssysteme nutzen Sie, um die Temperaturstabilität zu gewährleisten?

Yillmaz Akin: Für den Transport von besonders temperaturempfindlichen Medikamenten nutzen wir Kühlfahrzeuge. Alle Medikamente werden zudem in Spezialverpackungen, sogenannte Thermokühltaschen, die isolieren und konstante Temperaturen halten, verpackt.

Redaktion: Wie minimieren Sie Risiken entlang der Kühlkette?

Sonja Thüllen: Zum einen werden alle Zielfahrzeuge protokolliert. Das bedeutet, dass unter anderem die Temperaturen im Laderaum der Fahrzeuge permanent überwacht werden. Zudem testen wir regelmäßig in Testfahrten die Isolierverpackungen. Dabei sind wir immer wieder positiv überrascht, wie gut die Verpackungen die Temperatur halten! Zudem teilen wir die Medikamente in eine Sommer- und Winterliste ein. Der Grund sind die großen Außentemperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten.

Redaktion: In der Pharmazie spielen die GDP-Richtlinien („Good Distribution Practice“) eine wichtige Rolle. Können Sie uns erläutern, was diese Richtlinien genau bedeuten und was Sie bei Ihrer täglichen Arbeit beachten müssen, um diese einzuhalten?

Sonja Thüllen: Die GDP-Richtlinien sind ein international anerkannter Standard für die gesamte Lieferkette von Arzneimitteln, um deren Qualität, Sicherheit und Integrität zu gewährleisten. Die Richtlinien umfassen Maßnahmen für die Lagerung, den Transport und die Handhabung von Pharmazeutika, um sie vor Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Kontamination zu schützen und ihre Wirksamkeit zu erhalten.

Redaktion: Wagen wir zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft. Welche Trends und Innovationen werden Ihre Arbeit in den nächsten Jahren begleiten

Yilmaz Akin: Generell wird sich unsere Arbeit immer um die Frage drehen: Wie können wir die Einhaltung der Richtlinien und somit Qualität und Sicherheit der Produkte gewährleisten? Zudem spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Besonders wiederverwendbare Verpackungslösungen sind in diesem Kontext für unsere Arbeit relevant. Auch die Digitalisierung wird künftig einen noch größeren Einfluss nehmen. Es ist spannend, wie uns beispielsweise KI bei unserer Arbeit unterstützen kann.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.

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